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Heilung oder Hacking? Untersuchung der versteckten „Kosten“ von Gesundheits-Apps

Kostenlose Dienste gegen persönliche Daten. Nutzer sind bereit, ihre Online-Privatsphäre aufs Spiel zu setzen.

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Wir haben 12.726 Internetnutzer aus 13 Ländern auf vier Kontinenten befragt, um die Zusammenhänge zwischen Technologie und dem allgemeinen Wohlbefinden der Menschen besser zu verstehen. Diese Studie soll Aufschluss darüber geben, wie moderne Technologie unsere Gesundheit beeinflusst, wie Menschen Apps nutzen, um ihre körperliche und geistige Gesundheit zu überwachen und zu verbessern, und wie wir unsere Privatsphäre unwissentlich als Währung einsetzen.

Strg+Alt+Entspannung: Technologie zum Relaxen nutzen

Sich mit dem neuesten Buch auf dem Schoß in die Bücherecke zu kuscheln, gehört für viele zum Entspannungsritual – immer häufiger auch mit Handy, Tablet oder E-Book-Reader. Weltweit greifen 96% der Menschen zu ihren Geräten, wenn sie sich entspannen wollen – so etwa 90% in Schweden und 99% in Großbritannien.

Im Allgemeinen bleibt der Fernseher die Nummer 1 in Sachen Entspannung und leichte Unterhaltung (70%). Smartphones liegen nicht weit dahinter (69%). In Italien (83%), Malaysia (79%) und Spanien (74%) haben diese bereits die Führung übernommen und sind das meistgenutzte Gerät zum Relaxen.

Die Italiener nutzen Technologie am häufigsten zur Entspannung – 69% von ihnen gaben an, dass sie diese ein paar Mal am Tag nutzen. In der Schweiz hingegen gaben weniger als 50% der Befragten an, mehr als einmal am Tag ein Gerät zum Relaxen zu nutzen.

Das Fernsehen wird in den meisten Ländern am häufigsten genutzt, um sich zu entspannen (66%), dicht gefolgt vom Hören von Musik (63%). Ausnahmen waren Spanien und die Schweiz, wo das Musikhören etwas beliebter war. In Australien lag das Streaming an zweiter Stelle hinter dem Fernsehen und in Malaysia lag das Fernsehen an vierter Stelle hinter Musik, Streaming und dem Scrollen durch soziale Medien.

infographic popular devices to unwind de

Das digitale Rezept: Einsatz von Apps zur Verbesserung der psychischen Gesundheit

Apps sind generell äußerst beliebt. Und wenn es eine App gibt, die (auch wenn nur indirekt) die Gesundheit verbessern kann, ist es sehr wahrscheinlich, dass man sie sich auch holt. Die Wahrscheinlichkeit liegt bei 58%, um genau zu sein – so viele Menschen nutzen mindestens eine App, um ihre Gesundheit zu verbessern.

Wenn es darum geht, bestimmte Werte zu messen, nutzen 49% der Befragten Apps, um mindestens eine der in der Umfrage aufgeführten Aktivitäten zu tracken. Ausnahmen waren Malaysia, Frankreich, Spanien, die USA und die Schweiz, wo mehr als die Hälfte der Befragten Tracking-Apps nutzten. Die Menschen in Schweden und Italien hingegen taten dies am seltensten – 38% bzw. 41%.

Die Aktivitäten, die weltweit am häufigsten getrackt werden, sind Sport (25%), Schlaf (19%), das Trinken von Wasser (17%) und gesunde Ernährung (16%).

Keine der einzelnen Gesundheits-Apps war der eindeutige Gewinner, denn Menschen aus verschiedenen Ländern nutzten viele unterschiedliche Apps. Im Allgemeinen zählten Schrittzähler, Kalorienzähler und Apps für die mentale Gesundheit zu den beliebtesten:

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    Apps für seelische und psychische Gesundheit sowie Meditation waren in englischsprachigen Ländern beliebter.

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    Fitness-Apps und Schrittzähler waren unter den Top 3 in allen untersuchten Ländern.

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    Auch länderspezifische Gesundheits-Apps waren sehr beliebt: Mehr als 50% der Malaysier nutzen MySejahtera, 19% der Österreicher MeineSV und 17% der Franzosen Compte Ameli.

Malaysia sticht aus der Masse heraus: 8 von 10 Personen gaben an, dass sie mindestens eine App zur Unterstützung ihrer psychischen oder physischen Gesundheit nutzen. Im Gegensatz dazu gaben weniger als 5 von 10 Kanadiern an, regelmäßig Gesundheits-Apps zu nutzen.

infographic most tracked activities de

Datenschürfen von Kopf bis Fuß: Wie sicher ist die Verwendung von Apps für die mentale Gesundheit?

Es scheint, dass viele Nutzer noch nicht erkannt haben, dass sie bei der Nutzung eines „kostenlosen“ Dienstes immer noch bezahlen – nur nicht mit Geld. Unsere Untersuchung hat jedoch gezeigt, dass die Menschen glauben, dass es vorteilhafter sei, in bestimmten Lebensbereichen ein zahlender Kunde zu sein.

Nur 7% der Nutzer gaben an, ausschließlich kostenpflichtige Gesundheits-Apps zu nutzen. Wenn man sie speziell nach Apps für psychische Gesundheit fragte, gaben 19% an, nur kostenpflichtige Apps zu nutzen. Damit war die Wahrscheinlichkeit, dass Nutzer eine kostenpflichtige Mental-Health-App nutzen, mehr als doppelt so hoch wie für Apps, die die allgemeine Gesundheit betreffen – ein Effekt, der in Malaysia, Großbritannien, Österreich und den Niederlanden besonders ausgeprägt war.

Allerdings lag die Nutzung kostenloser Apps für die mentale Gesundheit in allen Ländern außer Deutschland bei über 75% und für die allgemeine Gesundheit sogar noch höher – nahezu 98% der Nutzer von Gesundheits-Apps in Italien nutzten kostenlose Apps.

Egal, ob kostenlos oder kostenpflichtig, alle Apps verlangen von den Nutzern, dass sie einige Informationen über sich selbst angeben, damit sie richtig funktionieren. Was haben die Menschen dabei von sich preisgegeben, um gesund zu bleiben?

Die Befragten gaben großzügig ihre Kontaktinformationen preis: E-Mail und Name wurden von über 50% und die Telefonnummer von über 31% der Befragten angegeben. Diese Angaben (zusammen mit den Gesundheitsdaten, die ebenfalls von mehr als der Hälfte der Nutzer angegeben wurden) sind oft eine Voraussetzung für die Nutzung einer App. Eine Registrierung ist häufig notwendig und beginnt mit der Erfassung individueller Daten, wobei 13% der Nutzer auch ein Foto zu ihrem Profil hinzufügen. Mehr als 9% der Nutzer gaben auch Zugriff auf ihre Kontaktliste. Selbst wenn du also vorsichtig mit deinen Daten umgehst, besteht immer die Möglichkeit, dass jemand anderes es nicht tut.

Deutschland sticht in dieser Hinsicht hervor – die Deutschen gaben mehr Zahlungsinformationen, aber weniger andere Daten preis. Dieses Verhalten kann mit der häufigeren Nutzung kostenpflichtiger Apps in Deutschland in Verbindung gebracht werden und zeigt, dass die Nutzer einen klaren Kompromiss zwischen kostenpflichtigen Apps und Privatsphäre finden.

Nur 14% der Menschen gaben keine Daten an ihre Gesundheits-Apps weiter, was bedeutet, dass 86% der Nutzer sich auf die Cyber-Sicherheitsmaßnahmen ihrer Apps verlassen, was den Schutz ihrer Daten angeht. Leider scheint diese bei der Auswahl einer Gesundheits-App aber keine Rolle zu spielen.

Die drei wichtigsten Funktionen für die User waren Benutzerfreundlichkeit, die Verfügbarkeit einer kostenlosen Version und der Inhalt. Dies galt für alle Länder außer Malaysia, wo die Datenschutzbestimmungen an dritter Stelle standen. Die Wichtigkeit der kostenlosen Version spiegelt auch den hohen Prozentsatz der Menschen wider, die kostenlose Apps bevorzugen.

Die beiden am wenigsten wichtigen Funktionen waren MFA (Multi-Faktor-Authentifizierung) und die Entwickler der App – über alle Länder hinweg. Insgesamt landete die Verschlüsselung der Nutzerdaten auf dem viertletzten Platz. Weniger wichtig für die User waren auch die Beliebtheit der App, die Beschreibung und der Preis, was die Dominanz kostenloser Apps verdeutlicht.

Bei denjenigen, die kostenpflichtige Apps zur Förderung ihrer Gesundheit nutzen, war die Wahrscheinlichkeit, dass sie in der Vergangenheit mit kostenlosen Gesundheits-Apps ein Problem mit der Cybersicherheit hatten, etwa dreimal so hoch. Es ist wahrscheinlich, dass dies für eine beträchtliche Anzahl von Nutzern ein Anlass war, kostenpflichtige Apps zu verwenden.

Besorgniserregend ist jedoch, dass 82% der Personen, die Probleme mit der Cybersicherheit erlebt haben, immer noch kostenlose Apps nutzen. Das könnte darauf hindeuten, dass die Nutzer nicht wissen, wie sie ihr Verhalten verbessern können, oder dass sie sich nicht so sehr um ihre Daten sorgen. Vielleicht wissen sie auch nicht, wie sie diese schützen können, oder sie sind einfach nicht in der Lage, für Gesundheits-Apps zu bezahlen.

Dass eine App kostenlos ist, ist zwar nicht unbedingt ein Warnsignal, aber es geht dabei häufig um den Tausch von Dienstleistungen gegen sensible persönliche Daten. Besonders besorgniserregend ist es, wenn diese Informationen, die an Werbetreibende und Datenhändler verkauft werden, Themen wie Fruchtbarkeit, psychische Krankheiten und sexuelle Orientierung umfassen.

Solche Daten können dazu verwendet werden, detaillierte Nutzerprofile mit sensiblen Informationen zu erstellen, die möglicherweise zur Diskriminierung oder zu Benachteiligungen führen können, z. B. das man aufgrund des Zustandes der körperlichen oder geistigen Gesundheit keine Versicherung abschließen oder keine Arbeit finden kann.

Die Auswertung nach Ländern zeigt einen gewissen Zusammenhang zwischen der aktiven Nutzung von Apps für psychische Gesundheit und der Wichtigkeit von Datenschutzrichtlinien bei der Auswahl einer App. Dies zeigt, dass sich die aktiven Nutzer der Sensibilität von Daten zur psychischen Gesundheit bewusst sind und darauf achten, wie diese Daten geschützt werden.

Wie die jüngste Geschichte zeigt, haben selbst bekannte kostenpflichtige Gesundheitsdienstleister die Daten ihrer zahlenden Nutzer an Dritte verkauft. Es sollte also nicht überraschen, dass eine kostenlose Meditations-, Fitness- oder Ernährungs-App dasselbe tun könnte. In jedem Fall liegt es an dir, dich um den Schutz deiner Daten zu kümmern.

infographic health apps information de

Wie kannst du etwas für deine Gesundheit tun und trotzdem geschützt bleiben?

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    Du kannst die Menge an Informationen, die du an Unternehmen weitergibst, begrenzen. Auch wenn du für einen Dienst bezahlst, könnte der Anbieter deine privaten Daten nachlässig behandeln oder es kommt durch einen Cyberangriff zu einem Datenleck. Denke immer daran, dass du derjenige bist, der für deine Daten verantwortlich ist.

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    Nutze NordVPN und den integrierten Bedrohungsschutz, um Tracker von Drittanbietern zu blockieren und deinen Online-Aktivitäten zu verbergen. Das Blockieren von Trackern erschwert es Werbetreibenden, ein detailliertes Online-Profil von dir zu erstellen. So kannst du Online-Dienste ungestörter nutzen und aufdringliche, gezielte Werbung und unfaire Preise vermeiden.

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    Nutze stets Apps von bekannten, seriösen Entwicklern und achte darauf, welche Informationen und Zugriffsrechte du ihnen gibst. Du kannst auch zusätzliche Ressourcen nutzen, um die gewünschten Apps zu überprüfen, bevor du sie installierst, z.B. Mozillas *Privacy Not Included, um die Sicherheitsstandards zu überprüfen, oder die Exodus-Tracker-Datenbank, um eine App auf Tracker und Berechtigungen zu testen.

Informationen zur Erhebung der Daten

NordVPN hat die Umfrage in Auftrag gegeben, die in den meisten Ländern von Cint durchgeführt wurde – nur die Befragten aus Schweden wurden von Norstat befragt. Um eine landesweit repräsentative Stichprobe unter den Internetnutzern zu erhalten, wurden Quoten für Alter, Geschlecht und Wohnort festgelegt.

Zeitraum der Untersuchung

In den meisten Ländern fand die Erhebung zwischen dem 15. und 26. Mai 2023 statt. In Malaysia wurde die Umfrage zwischen dem 4. und 19. April 2023 durchgeführt.

Anzahl der Befragten

Die Anzahl der Befragten pro Land betrug 1.000, mit Ausnahme von Spanien (800) und der Schweiz (900).

Alter der Befragten

Die Befragten aus allen Ländern waren alle 18 Jahre und älter. Das einzige Land mit einer festen Altersgrenze war Malaysia, wo nur Personen zwischen 18 und 64 Jahren befragt wurden.

Pressematerial

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